…auch dann, wenn er mir fürchterlich auf die Nerven geht?
Liebe ist die zentrale Botschaft des Evangeliums, der guten Nachricht. Liebe hat Jesus ganz durchdrungen, alles, was Er sagte und tat, entsprang der Liebe, der Liebe zum Vater und Seinen Mitmenschen, dem Nächsten.
Und das in einer Zeit, die für Jesus und sein Volk, die Juden, geprägt war von einem Terrorregime, dem Römischen Reich, das die von ihm besetzten Völker ausplünderte, versklavte, folterte und tötete. Ein Reich, verfallen der Ausschweifung und dem Götzendienst, in einem Maße, welches das biblische Babel wohl noch weit übertroffen hat.
Und heute? Wie sieht es heute aus?
Nun, ich denke, nicht viel besser. Nach Liebe muss man sich lange umgucken, bevor man sie in der heutigen Zeit findet. Es wird gepöbelt und geschimpft, gehupt, geflucht und der gewisse Finger hochgehalten.
Es gibt im Deutschen ein bekanntes Sprichwort: „Bei Geld hört die Freundschaft auf“. Warum ist das so? Warum ist uns das Geld wichtiger als die Freundschaft? Warum zerstreiten sich Familien über das Erbe, wo man doch sagt: „Blut ist dicker als Wasser“, warum ist denn die Familie nicht wichtiger als der Mammon, das Geld?
Aber in einer christlichen Gemeinschaft sollte es doch anders sein, oder? Die Christen sind doch aufgefordert, die gute Nachricht der Liebe weiterzutragen. Jesus selbst sagt, dass man die Christen an der Liebe, die sie untereinander und zu ihren Nächsten haben, erkennen kann (Johannes 13,35)!
Aber nun sind gerade die Christen, wie ein aufmerksamer Beobachter einst feststellte: „…die einzige Armee der Welt, die auf ihre verwundeten Kameraden schießt“. Da wird angeklagt, verurteilt, gemobbt und ausgegrenzt! Warum ist das so?
Noch immer beten wir eine Vielzahl von Götzen an, die zwar neue Namen haben, aber im Prinzip die gleichen sind, wie die des Römischen Reiches. Diese Götzen sind neben dem Geld: Erfolg, Anerkennung, Macht und vor allem das eigene Ego, das angebetet wird. Wie schon die römischen Kaiser erhebt sich der Mensch zum Gott, der entscheidet, was Gut und was Böse ist. Und dabei sind die eigenen Schandtaten natürlich niemals böse, böse ist mein Nächster, der das gleiche tut wie ich. So wird mein Nächster zu meinem Feind.
Christliche Psychologie und Theologie setzen das Ego auf den Thron, indem sie vollmundig erklären, dass man erst sich selbst lieben muss, bevor man seinen Nächsten lieben kann. Welch eine hervorragende Entschuldigung, unserem Nächsten unsere Liebe schuldig zu bleiben. Welch kunstvolle Verdrehung von Jesu Worten und Seinem Gebot der Liebe!
Nein, diese Welt krankt daran, dass wir alle nur uns selbst lieben, uns nur um uns selbst drehen. Würde jeder Christ zuerst darauf sehen, was dem Anderen dient, anstatt auf sich selbst, wie anders würde unsere Welt aussehen! Und, nebenbei gesagt, es wäre jedem geholfen, denn niemand kommt zu kurz in GOTTES Reich.
Wir aber zweifeln daran, dass GOTT uns alles zum Leben geben wird, was wir brauchen und weit darüber hinaus, ein Leben in Fülle, wie Jesus es versprochen hat (Johannes 10,10)! Und so meinen wir, uns selber nehmen zu müssen, was uns, unserer Meinung nach, zusteht, auch und gerade auf Kosten meines Nächsten. Und bekomme ich nicht was er hat, blicken meine Augen voller Neid auf ihn…
Wie komme ich nun heraus aus diesem Teufelskreis von Neid, Missgunst, Egoismus, Lust und Habgier? Wie kann ich meinen Nächsten lieben, der doch so schwierig ist. Wie kann ich sogar meinen Feind lieben, wie Jesus es von uns fordert (Matthäus 5,44)?
Nun, die Antwort ist so alt, wie die Bibel selbst. Sie liegt in einer stabilen, liebevollen Beziehung begründet. Beziehungen voller Liebe sollten uns das wichtigste auf der Welt sein, sie haben Kraft zu heilen und Wunder zu wirken. Jesus fasst das gesamte Reden GOTTES in zwei Gebote zusammen: Liebe GOTT und liebe Deinen Nächsten (Matthäus 22,36ff).
GOTT hat uns zuerst geliebt, nun ist es an uns zu antworten (1. Johannes 4,19). Wenn wir unsere Beziehung mit Abba, unserem lieben Vater und unserem Freund Jesus in Ordnung bringen, werden auch unsere Beziehungen zu unserem Nächsten besser. Verbessert sich unsere Beziehung zu unserem Nächsten, verbessert sich wiederum die Beziehung zu GOTT. Es ist eine klassische Dreiecksbeziehung.
Auf diese Beziehung sind wir angelegt, nur in dieser Dreiecksbeziehung finden wir alles, was wir zum Leben brauchen und weit darüber hinaus. Das Leben in Fülle, von dem wir schon gesprochen haben. Diese Dreiecksbeziehung führt zu einem erfüllten Leben und versorgt uns mit Energie, der Kraft des Heiligen Geistes, mit der uns nichts mehr unmöglich sein wird. Wir bekommen sogar die Kraft, unsere Feinde zu lieben.
Jesus ist für uns gestorben, nicht nur für uns, sondern für jeden Menschen auf der Welt. Für jeden, ohne Ausnahme! Es gibt keine Vorbedingungen, jeder ist eingeladen. GOTT nimmt uns, wie wir sind, völlig egal, was wir sind, tun oder haben. Es ist auch egal, was wir in diesem Leben schon angestellt haben, jede Schuld, wirklich jede, will Er uns vergeben.
Kurz zusammengefasst sagt Jesus in Lukas 7,47: „Wem viel vergeben worden ist, der liebt viel, wem wenig vergeben worden ist, der liebt wenig“.
Wenn wir GOTTES Vergebung annehmen, erfahren wir Seine Liebe. Ja, mehr noch, wir empfangen Liebe, die Liebe Jesu füllt uns aus, fließt in uns über. Diese Liebe, diese wahre, göttliche Liebe können wir dann weitergeben. Wir lieben die Menschen dann so, wie Jesus uns liebt.
Und so wird ein Schuh draus: Wir lieben nicht erst dann, wenn wir uns selber lieben, sondern aus der Gewissheit heraus, dass GOTT uns bedingungslos liebt, uns annimmt und trägt. Weil wir uns geliebt wissen und uns vergeben ist, können wir auch unseren Nächsten lieben und ihm seine Unzulänglichkeiten vergeben. Probiere es doch einfach mal aus…
(Mehr zu diesem Thema in meinem Buch „Das Leben für die Freiheit„, in dem Kapitel „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst“ (PDF).)