Es gibt so viele Bereiche in der Gemeinde, in denen die gesunde Lehre fehlt, ganz so, wie es GOTT in Hosea 4,6a beklagt: Mein Volk kommt um aus Mangel an Erkenntnis (ELB)…
So ziemlich das Erste, was mir als junger Christ an der Gemeinde aufgefallen war, war der, gelinde gesagt, merkwürdige Umgang mit dem Abendmahl.
In vielen Gemeinden wird eindrücklich davor gewarnt, nicht als Unwürdiger das Abendmahl zu nehmen. Ein Bekannter von mir hat sich sein Leben lang geweigert, das Abendmahl zu nehmen, aus Angst davor, unwürdig zu sein und anschließend tot umzufallen, wie er es angeblich schon erlebt hat.
Aber steht das wirklich so in GOTTES Wort, gibt es überhaupt einen Menschen, der unwürdig ist, mit unserem HERRN Jesus das Mahl zu halten? Wo in der Bibel hat der GOTT der Liebe auch nur einen einzigen Menschen ausgegrenzt? Hat nicht Jesus das Mahl mit Zachäus, dem Zöllner gehalten, sich von einer Hure salben und die Ehebrecherin in Frieden gehen lassen, sie eben nicht verurteilt? Nein, wenn sich jemand ins Abseits stellt, dann tut er es selbst, Jesus lädt jeden ein!
Diese ganze ungesunde Lehre beruht auf einer Fehlinterpretation der deutschen Übersetzung von Paulus Worten in 1. Korinther 11,27, wo steht: Wer also UNWÜRDIG das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des HERRN schuldig sein (ELB). Einzig die Elberfelder Übersetzung merkt in einer Fußnote an, dass im griechischen Urtext „unwürdig“ ein Adverb ist, kein Adjektiv. Gemeint ist also, wer das Abendmahl in unwürdiger Weise zu sich nimmt – es ist damit eindeutig keine Person gemeint, die unwürdig wäre, denn die gibt es nicht!
Ihr Schüler unter Euch: Merkt Ihr was? Grammatik ist wichtig, sehr wichtig sogar. Wenn man nicht auf die Grammatik achtet, passiert genau das, wovor Paulus warnt: Das Abendmahl wird in vielen unserer Gemeinden unwürdig genommen, weil man den Menschen ein schlechtes Gewissen und damit Angst und Bange macht, einige der geliebten Kinder GOTTES vom Abendmahl ausschließt oder sie sich ausgeschlossen fühlen. Nein, das hat Paulus so nie gesagt, kann er auch nicht gemeint haben, weil diese ungesunde Sichtweise der gesamten Bibel widerspricht.
Ja, Paulus spricht im nächsten Vers davon, dass wir uns prüfen sollen, wenn wir das Mahl nehmen. Aber was kommt denn bei dieser Prüfung heraus, was entdeckst Du, wenn Du Dich mit Jesu Augen siehst? Durch Kreuz und Auferstehung bist Du doch geheiligt, stehst rein und ohne Sünde vor unserem GOTT! Du bist mehr als würdig, mit Seinem Sohn das Mahl zu halten, denn dieser hat Dich gerechtfertigt. Genau dafür ist Er gestorben und auferstanden, genau daran erinnern wir uns im Abendmahl.
Alles beruht also auf einer falschen Sichtweise: Wir sehen Kreuz und Abendmahl von Karfreitag aus, ganz so, als hätte es Ostersonntag, die Auferstehung, nie gegeben. Wir müssen also unsere Blickrichtung ändern und Kreuz und Abendmahl von der Auferstehung her sehen.
Und was ist die Auferstehung? Freude! Aus dieser Sicht heraus, wundert es Dich da noch, wenn GOTT zu uns spricht: Geh hin, iss Dein Brot mit Freude und trink Deinen Wein mit frohem Herzen! Denn längst hat GOTT Wohlgefallen an Deinem Tun (Prediger 9,7; ELB).
Wir sollen Brot und Wein, also das Abendmahl, mit Freude essen und trinken, denn GOTT hat Wohlgefallen an uns.
Wie weit diese Freude allerdings gehen sollte, darüber sind meine Frau und ich uns uneins. So hat ein befreundeter Pastor bei der Kelchreichung einmal angemerkt: „Auf der Empore gibt es nur Kännchen!“. Ich finde das witzig, meine Frau kann da gar nicht drüber lachen, in ihren Augen war es eines Abendmahls unwürdig.
Wenn wir uns aber Abendmahl, Kreuz und Auferstehung ansehen, kann man da etwas anderes empfinden als tiefe Dankbarkeit? Dank darüber, dass wir durch Jesu Striemen geheilt werden, Er in Seinem Schmerz den unseren auf Sich nahm, durch Seinen Tod die Erlösung für uns bewirkte und für jede Schuld bezahlt hat?
Diese tiefe Dankbarkeit führt doch zur wahren Freude! Zur Freude über all‘ das, was Jesus für uns getan hat und woran wir uns im Abendmahl erinnern…
Mit dieser Dankbarkeit und Freude im Herzen verändern wir die Welt und hinterlassen sie so ein bisschen besser, als wir sie vorgefunden haben…