Wie Kain und Mose verkannt werden…
Was Kain und Abel, Mose und der Stein uns heute noch zu sagen haben…
Mehr als alles andere behüte Dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. (Sprüche 4,23; SCHL)

Es gibt zwei Begebenheiten im Alten Testament, deren Auslegungen durch die meisten Prediger zeigen, wie engstirnig wir unseren GOTT sehen: Wir halten Ihn für den strafenden, zürnenden und unzufriedenen Vater. Doch genau das Gegenteil ist richtig und aus dieser Sicht heraus sollten wir auch auf das Alte Testament schauen.

Die meisten von uns kennen Kain und Abel, die Söhne von Adam und Eva. Beide brachten GOTT ein Opfer dar, Abels Opfer nahm GOTT an, das von Kain nicht. Kain entbrannte daraufhin in Wut und Eifersucht und erschlug seinen Bruder (1. Mose 4)

Viel wird seitdem spekuliert, warum GOTT Abels Opfer annahm, Kains aber nicht. Die beiden gängigsten Theorien lauten zum einen, dass Abel von den Erstlingen gab, was ausdrücklich in der Bibel erwähnt wird, Kain hingegen nicht. Die zweite bezieht sich darauf, das Abel Hirte war und von seiner Herde, also Blut opferte, Kain hingegen war Ackersmann, er opferte von den Früchten seines Feldes, also kein Blut.
Ich persönlich glaube, beide Theorien sind falsch, sie machen unseren GOTT klein und engstirnig. Wenn wir auf das Alte Testament schauen, müssen wir es durch die Augen des Rabbis Jesus tun, der als Sohn GOTTES als einziger das wahre Bild von GOTT hat.
Was sagt nun also Jesus? Er zitiert den Propheten Hosea, wenn er in Matthäus 9,13 spricht: Geht aber hin und lernt, was das ist: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer.“ Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

GOTT ist die Form des Opfers völlig egal, viel wichtiger ist Ihm unser Herz! Und das Herz Kains war böse, wie es in 1. Johannes 3,12 heißt. Denn aus einem bösen Herzen wachsen böse Werke hervor. Der Schreiber des Hebräerbriefes betont, dass Abel aus Glauben opferte, Kain aber nicht (11,4), auch hier ist wieder das Herz der entscheidende Faktor. Denn mehr als alles andere möchte GOTT, dass wir Ihm vom Herzen vertrauen. Dieses Urvertrauen, das mit Adam verloren gegangen ist durch seinen Akt des Misstrauens, möchte GOTT wiederherstellen.
Salomo hat dies richtig erkannt, wenn er schreibt (Sprüche 4,23; NLB): Vor allem aber behüte Dein Herz, denn Dein Herz beeinflusst Dein ganzes Leben.
Wenn also zwei die gleiche Summe an die gleiche christliche Organisation überweisen, dann ist es noch lange nicht dasselbe, denn GOTT schaut nicht auf die Summe oder die Organisation, sondern in unser Herz hinein.
Anders ausgedrückt: GOTT schaut nicht auf unsere Hände, darauf, was wir tun, sondern in unser Herz, wie und warum wir etwas tun, wenn wir es tun!

Gleiches gilt natürlich auch für Mose, dem sein Steinschlagen zur Sünde gerechnet wurde. Die ganze Geschichte findet sich in 4. Mose 20 und wird in der neuen Lutherbibel mit „Moses Zweifel am Haderwasser“ überschrieben.
Was war passiert?
Mose hatte das Volk aus der Knechtschaft aus Ägypten herausgeführt mit dem Ziel, das Gelobte Land zu erreichen. Auf dem Weg dorthin haben sie die Wüste durchquert und, wie das in Wüsten so ist, gab es kaum Wasser. Das ganze Volk versammelte sich gegen Mose und seinen Bruder Aaron und machte sie für die mangelnde Wasserversorgung verantwortlich. Die Brüder suchen GOTTES Gegenwart und dieser antwortet. Zu einem Stein sollen sie reden, dann würde dieser Wasser hervorbringen. Mose nimmt allerdings seinen Stab, mit dem er schon viele Wunder vollbracht hat, einschließlich dem, das Schilfmeer zu teilen und schlägt den Felsen zweimal, der daraufhin Wasser gibt. So hatte er es am Fels vom Horeb schon einmal getan und es hatte gut funktioniert (2. Mose 17).
GOTT tadelt sie daraufhin und lässt Mose und Aaron zur Strafe nicht in das Gelobte Land ziehen.
Die meisten Bibelausleger sehen die Schuld der Brüder darin, dass sie auf den Stein schlugen, anstatt, wie befohlen, zu ihm zu reden. Sie befinden sich damit in guter jüdischer Tradition, denn die meisten jüdischen Lehrer und Rabbiner sehen es genauso. Christliche Ausleger fügen dem allerdings noch gerne den Aspekt hinzu, dieser Felsen sei laut 1. Korinther 10,4 Jesus selbst gewesen und Jesus zu schlagen ginge ja nun mal gar nicht…

Aber ist das wahr, oder degradiert diese Auslegung nicht unseren himmlischen Vater zu einem kleinlichen und kleinkarierten GOTT und Jesus zu einem Racheengel?
Es ist richtig, dieser Felsen repräsentiert Jesus, der unser lebendiges Wasser ist. Aber woher sollte Mose davon wissen und selbst wenn, ist unser HERR nicht fürchterlich geschlagen worden, bevor Er an das Kreuz genagelt wurde? Und was waren mit Seine letzten Worte am Kreuz? – Vater, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lukas 23,34)
Das Schlagen des Steines kann also nicht die Ursache für die doch recht harte Strafe sein, die die Brüder trifft, schon gar nicht, wenn wir bedenken, was wir vorher festgestellt haben, dass GOTT auf die Einstellung unseres Herzens sieht und nicht auf unserer Hände Werk.
Was ist dann der Grund?
Die Antwort liegt in Vers 10 von 4. Mose 20, da sagt Mose nämlich: …werden WIR euch wohl Wasser hervorbringen können aus diesem Felsen?

Mose sagt „wir“, nicht „GOTT“: Er tut es aus eigener Kraft und der Kraft seines Stabes, dem er das Wunder zutraut, er gibt GOTT nicht die Ehre, vertraut Ihm nicht. Und so spricht GOTT folgerichtig in Vers 12 die Begründung für die Strafe aus: Weil Ihr nicht an Mich geglaubt habt und Mich nicht geheiligt habt vor den Israeliten…
So macht auch die harte Strafe einen Sinn: Wir werden aus eigener Kraft und Anstrengung nicht in das Gelobte Land kommen, GOTTES Geist ist es, der uns führt, leitet und im Zweifelsfall auch trägt. Jesus versorgt uns mit lebendigem Wasser und allem, was wir zum Leben brauchen. Ein demütiges Herz erkennt dies an und gibt GOTT alle Ehre.

Das ist dann ein Herz nach dem Herzen GOTTES, ein Herz, das einzieht in das gelobte Land, dabei überfließt von lebendigem Wasser, mit diesem seines Nächsten Herz tränkt und somit die Welt ein klein wenig besser hinterlässt, als wir sie vorgefunden haben…