Wenn Gefühl und Wort im Widerspruch stehen
Es gibt eine Brücke über den Abgrund zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Darum sollt Ihr vollkommen sein, wie Euer himmlischer Vater vollkommen ist. (Matthäus 5,48)
Denn es steht geschrieben (3. Mose 19,2): „Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig.“ (1. Petrus 1,16)
Nein, ich bin weder heilig noch vollkommen. Kleines Beispiel? Letztens war ich zu Fuß auf den Weg in die Kirche zum Ostergottesdienst. Vor meinen Augen springt die Fußgängerampel auf Rot, aber da weit und breit kein Auto zu sehen war, bin ich einfach weitergegangen, also bei Rot über die Ampel.
Kaum habe ich meinen Fuß auf die Straße gesetzt, kommt ein Auto um die Ecke, muss meinetwegen bremsen und der Fahrer hupt. Anstatt nun den Kopf einzuziehen und mich zu entschuldigen, richte ich mich auf, fange an zu schimpfen und beginne einen Streit mit dem Autofahrer.
Auf dem Weg in die Kirche, zum Ostergottesdienst!
Was wäre gewesen, wenn ich den Autofahrer auf dem Gemeindeparkplatz wiedergesehen hätte; das wäre peinlich geworden; abgesehen davon, dass jetzt, in der Rückschau, die ganze Situation mehr als peinlich ist…
Nein, ich bin weder heilig noch vollkommen.
Oder doch?
Ob man es glaubt oder nicht, nein, stimmt nicht, man muss es schon glauben: In GOTTES Augen bin ich heilig, St. Joseph sozusagen; und Du bist es auch!
Was bedeutet denn „Heilig“? – Ausgesondert!
Durch meine Erwählung, meine Berufung bin ich ausgesondert aus der Welt, bin kein Weltbürger oder Deutscher mehr, sondern habe mein Bürgerrecht im Himmel; hier auf Erden bin ich Botschafter an Christi statt, bin, sozusagen, ein Ausländer im eigenen Land.
Also herzlich Willkommen, St. Andrea, St. Sven, oder wie immer Dein Name ist…
Und wie ist das nun mit der Vollkommenheit?

Wie sagte ein Freund letztens zu mir: „Christ sein, heißt Christ werden“. Unsere tägliche Aufgabe, unser tägliches Ziel heißt: Christus ähnlicher zu werden, ein Stück Vollkommenheit zu erreichen und so den Himmel zu schmecken…
Das endgültige Ziel werden wir erst im Himmel erreichen, wo alles vollkommen ist, also auch wir.
Bis dahin sind wir alle auf dem Weg, machen Fehler und lernen aus ihnen. Wir vergeben, wo uns fehlerhafte Menschen unrecht tun, wir bitten um Vergebung, wo wir Fehler machen. Weil ich um meine Fehler weiß und um die Vergebung, die mir zuteil geworden ist, kann ich auch meinem Nächsten vergeben.
Also Kopf hoch: Es ist ein guter Weg, den wir gehen, voller Herausforderungen, ja, aber auf den direkten Weg in den Himmel, zu Jesus, in Seinen Arm…

Wenn Du niedergeschlagen bist, weil Du Dich nicht heilig fühlst oder Dir Deiner Unvollkommenheit bewusst bist, dann möchtest Du vielleicht mit jemanden reden und/oder beten. Nimm gerne Kontakt mit uns auf oder nutze unser Info- und Seelsorgetelefon.