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Zuhause gilt der Prophet nichts (Vers 1-6)

Und Er ging von dort weg und kam in Seine Vaterstadt, und Seine Jünger folgten Ihm nach. 2 Und als der Schabbat kam, fing Er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat Er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die Ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch Seine Hände? 3 Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch Seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an Ihm. 4 Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause. 5 Und Er konnte dort nicht eine einzige Tat tun, außer dass Er wenigen Kranken die Hände auflegte und sie heilte. 6 Und Er wunderte sich über ihren Unglauben. Und Er zog rings umher in die Dörfer und lehrte.
Jesus kommt nach Hause, nach Nazareth, denn dies ist Seine Vaterstadt, in der Er aufgewachsen ist und mit Seinen Eltern und Geschwistern gelebt hat. Als Wahlheimat erwählt Er sich später Kapernaum, das in den Evangelien „Seine Stadt“ genannt wird.
Wie jeder andere auch hat Jesus natürlich einen Beruf erlernt, aller Wahrscheinlichkeit nach den Beruf Seines Ziehvaters Joseph. Die Berufsbezeichnung „Zimmermann“ in Vers 3 ist allerdings nicht ganz korrekt, bzw. eine Interpretation, denn das griechische Wort bezeichnet ganz allgemein einen Bauhandwerker, der mit Holz oder Stein arbeitet. Es wäre also genauso gut möglich, dass Jesus Steinmetz war und an einigen der heutigen Ruinen in den Dörfern rings um Nazareth mitgebaut hat, Sein Wirken also buchstäblich in Stein gemeißelt ist…
Ebenfalls in Vers 3 werden die Geschwister von Jesus erwähnt, Brüder und Schwestern. Der Erstgenannte, Jakobus, wird, nach Jesu Auferstehung und der Flucht des Petrus, Leiter der ersten Gemeinde in Jerusalem. Er schrieb auch den Jakobusbrief, in dem er seinen Bruder Jesus als HERRN bezeichnet und sich selbst als Knecht bzw. Sklave.
Es wurde für Jesus gute Gewohnheit, am Schabbat in der Synagoge zu lehren. Wo immer Er das auch tat, genau wie bei Seinen Lehren unter freiem Himmel, verwunderten sich die Menschen sehr. Dieser Rabbi Jesus war etwas ganz Besonderes, Er sprach in „Vollmacht“ (Markus 1,22+27), ganz anders als all‘ die anderen Rabbis, Schriftgelehrten und Pharisäer.
Wir, die wir auf die Auferstehung zurückblicken, wissen natürlich, dass Jesus nicht irgendein Rabbi war, Er ist der Sohn GOTTES, der Messias, ganz Mensch und ganz GOTT. Daher Seine Vollmacht, deshalb sind Seine Worte ewig und irrtumslos, im Gegensatz zu denen der Politiker und Wissenschaftler, die nur allzu häufig ihre Worte zurücknehmen und relativieren müssen. Jeder von uns wird doch schon mal Bedauern empfunden haben, für etwas, das er gesagt oder gedacht hat…
Gleichzeitig sehen die Nazarener in Ihm den Menschen, den sie haben aufwachsen sehen, Ihn, den einfachen Handwerker, einen von ihnen. Sie selbst sind nichts Besonderes, wie kann es einer der ihren sein? Über das Staunen legt sich Unglaube.
Wenn Jesus etwas die Hände bindet, dann ist es Unglaube. Wohlgemerkt: Nicht Zweifel. Wir alle haben Fragen und Zweifel, diese müssen uns aber nicht zwangsläufig am Glauben hindern. Oft werden aber Fragen und Zweifel als Ausrede gebraucht, um nicht glauben zu müssen, man will nicht in den Spiegel sehen, will die Notwendigkeit zur Veränderung nicht sehen.
Jesus zu folgen, Ihm zu glauben, heißt aber aktiv, zu werden. Wie sagt Jesus in Matthäus 7,27 so schön: „Wer Meine Worte hört und tut sie, der gleicht einem klugen Menschen…“. Hören allein reicht nicht, Glaube ist, genau wie die Liebe, immer aktiv, wird tätig, handelt, verändert…
Die Nazarener sind, in diesem, von Jesu gebrauchten Sinn, nicht klug. Sie gebrauchen Ausreden, um eben nichts tun zu müssen. Und so kann auch Jesus so gut wie nichts tun, was die Nazarener noch in ihrer Meinung bestärkt haben dürfte. Unglaube rechtfertigt sich immer selbst, die Lügen, die wir uns dazu ausdenken, werden, je länger, je mehr, zu unserer ganz persönlichen Wahrheit, die wir mit immer mehr Argumenten untermauern, bis uns unsere Lügen ganz logisch erscheinen. Man kann den Nazarenern aber wohl nur schwer einen Vorwurf machen: Wie hätten wir reagiert, wenn Jesus in unserer Mitte aufgewachsen wäre?
Und so bleibt, dass es einige wenige Kranke sind, denen Jesus die Hände auflegt und sie heilt. Bei diesen Kranken war die Verzweiflung wahrscheinlich größer als der Unglaube. Denn, was bleibt, wenn man nichts mehr zu hoffen hat? An wen kann man sich wenden, wenn kein Mensch mehr helfen kann?
Da bleibt doch nur noch ein Gott, oder? Etwas, oder jemand, der größer ist als ich und all‘ die Menschen um mich herum. Ein Gott, unser GOTT, der Spezialist für unmögliche Fälle ist. Dieser GOTT, der für uns aus Liebe in den Tod ging, um uns die Liebe zu bringen, wo nichts mehr zu lieben ist. Der GOTT, der von den Toten auferstand, um uns die Hoffnung zu bringen, wo nichts mehr zu hoffen ist…
Auf Tour (Verse 7-13)

7 Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister 8 und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, 9 wohl aber Schuhe an den Füßen. Und zieht nicht zwei Hemden an! 10 Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus geht, da bleibt, bis ihr von dort weiterzieht. 11 Und wo man euch nicht aufnimmt und euch nicht hört, da geht hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen, ihnen zum Zeugnis.
12 Und sie zogen aus und predigten, man sollte Buße tun, 13 und trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.
Es geht los, es wird praktisch. Nein, nicht ganz, Unterricht bei Jesus ist immer ganz praktisch, alltagsbezogen. Aber nun wird es Zeit für die Jünger, in eigener Verantwortung und in Eigenregie zu arbeiten, Jesu Liebe zu den Menschen zu bringen.
Dabei geht alle Macht von Jesus aus: Er ist es, der ihnen (und uns) die Kraft und die Macht gibt, die Dinge zu tun, die zu tun sind. Es ist schon, wie Jesus in Matthäus 15,4f sagt, Er ist der Weinstock und wir die Reben, ohne Ihn können wir nichts tun.
So schickt Jesus Seine Jünger (und uns) auf den Weg, aber nicht, ohne ihnen das notwendige Rüstzeug mit auf diesen Weg zu geben. Dabei ist, was Jesus ihnen und uns mit auf dem Weg gibt, mehr als genug. Wenn Jesus zu uns sagt „Geh!“, dann gehen wir in der Gewissheit los, dass für alles Notwendige gesorgt ist, wir müssen uns nicht sorgen um die Dinge, die wir meinen, in dieser Welt noch zu brauchen.
Es sind nicht nur die Dinge des persönlichen Bedarfs, mit denen uns Jesus ausstattet, nein, wir handeln in Seiner Vollmacht, in Seiner Kraft. Und die ist gerade in den Schwachen mächtig. Was wir nicht leisten können, tut Jesus durch uns hindurch. Die Ausrede „Ich kann das nicht…“ zog bei GOTT schon beim alten Mose nicht…
Wenn wir uns dann auf den Weg in die Mission machen, den Menschen um uns herum von Jesus erzählen, dann ist es wichtig, dass wir uns nicht aufdrängen. GOTT hat jedem Menschen die Verantwortung gegeben, sich selbst zu entscheiden, für oder gegen Ihn. Diese gottgegebene Würde sollten wir keinem Menschen nehmen.
Dies fällt uns naturgemäß um so schwerer, je näher uns die Menschen stehen. Gerade die, die wir am meisten lieben, sind oft die, die unseren Worten am wenigsten Glauben schenken.
Dabei habe ich den Eindruck, dass Jesus uns gerade zu den Menschen schickt, die uns eigentlich fürchterlich auf die Nerven gehen, die unsere wunden Punkte kennen und mit Vorliebe darin herumstochern.
Beiden Gruppen bringen wir weniger durch Worte als durch Taten die Liebe Jesu nahe. Wenn wir Liebe üben, auch und gerade dann, wenn es besonders schwierig ist, werden die Menschen ganz von selbst auf uns zukommen, uns fragen. Stimmen aber unsere Worte nicht mit unseren Taten überein, können wir mit Engelszungen reden und werden nichts erreichen, außer dass wir in den Augen unseres Gegenübers als Heuchler dastehen.
Wie gesagt, die Kraft für alles kommt von Jesus, Er ist allezeit bei uns und um uns herum, lässt uns keinen Augenblick allein. Er füllt uns mit Seiner Liebe, die in uns überfließt und dann herausfließt zu unserem Nächsten und diesen in Erstaunen versetzt…
Der Tod des Johannes (Vers 14-29)

14 Und es kam dem König Herodes zu Ohren; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferweckt worden, und darum wirken solche Kräfte in ihm. 15 Andere aber sprachen: Er ist Elia; wieder andere: ein Prophet wie einer der Propheten. 16 Als es aber Herodes hörte, sprach er: Es ist Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferweckt worden. 17 Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn er hatte sie geheiratet. 18 Johannes aber hatte zu Herodes gesagt: Es ist nicht erlaubt, dass du die Frau deines Bruders hast. 19 Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten und konnte es nicht. 20 Denn Herodes fürchtete Johannes, weil er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und hielt ihn in Gewahrsam; und wenn er ihn hörte, wurde er sehr unruhig; doch hörte er ihn gern.
21 Und es kam ein gelegener Tag, als Herodes an seinem Geburtstag ein Festmahl gab für seine Großen und die Obersten und die Vornehmsten von Galiläa. 22 Da trat herein seine Tochter, die von Herodias, und tanzte, und sie gefiel Herodes und denen, die mit zu Tisch lagen. Da sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, ich will dir’s geben. 23 Und er schwor ihr feierlich: Was du von mir bittest, will ich dir geben, bis zur Hälfte meines Königreichs. 24 Und sie ging hinaus und fragte ihre Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers. 25 Da ging sie sogleich eilig hinein zum König, bat ihn und sprach: Ich will, dass du mir gibst, jetzt gleich auf einer Schale, das Haupt Johannes des Täufers. 26 Und der König wurde sehr betrübt. Doch wegen der Eide und derer, die mit zu Tisch lagen, wollte er sie nicht abweisen. 27 Und alsbald schickte der König den Henker hin und befahl, das Haupt des Johannes herzubringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis 28 und trug sein Haupt herbei auf einer Schale und gab’s dem Mädchen, und das Mädchen gab’s seiner Mutter.
29 Und da das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.
König Herodes ist hier Herodes Antipas, ein Sohn von Herodes dem Großen, welcher die Kinder in Bethlehem umbringen ließ. Zur Zeit Jesu herrschte er über Galiläa, also den Wirkungsbereich von Johannes und Jesus.
Dieser Herodes hatte nun Johannes den Täufer umbringen lassen, die Details erfahren wir im weiteren Verlauf. Sowohl die Menschen in Galiläa als auch Herodes selbst stellten sich die Frage, ob Jesus vielleicht der auferstandene Täufer war. Bei Herodes mag das schlechte Gewissen an dieser Frage nicht ganz unschuldig sein, denn er wusste nur zu gut, dass Johannes ein guter und gerechter Mann war, ausgesandt von GOTT.
Jesus wird am Ende Seines Lebens ein ähnliches Schicksal erfahren: Verurteilt und hingerichtet von Pontius Pilatus, der eigentlich genau wusste, dass Jesus unschuldig ist.
Aber was ist nun im Einzelnen geschehen?
Johannes kritisiert Herodes, weil er die Herodias zur Frau genommen hatte, die Frau seines (Halb-) Bruders Philippus und Stiefnichte der Beiden und dafür seine erste Frau verstoßen hatte. Diese war die Tochter des Nabatäerkönigs, der daraufhin gegen Herodes Antipas zu Felde zog. Herodes holte sich bei dieser Schlacht eine blutige Nase.
Bei den ganzen Herodissen kann man schon ein wenig durcheinander kommen, denn auch Philippus trägt den Beinamen Herodes, insgesamt gibt es vier von ihnen im Neuen Testament. Zu allem Unglück gibt es auch noch zwei Philippusse, die beide den Beinamen Herodes tragen und Halbbrüder sind. Welchen von beiden der Evangelist Markus hier meint, ist unklar, die Geschichtsschreibung streitet darüber.
Ein echter König lässt sich natürlich nicht kritisieren oder gar mit der Wahrheit konfrontieren, auch wenn er nur ein ganz kleines Licht von römischen Gnaden ist, und so lässt er Johannes ins Gefängnis werfen.
Trotzdem hat der König Respekt vor Johannes, er hört ihn gern, auch wenn das, was Johannes zu sagen hat, ihn zutiefst beunruhigt. Konsequenzen aus dem Gehörten zieht er jedenfalls nicht, und was nützt es einem, wenn er zwar um die guten Dinge weiß, sie aber nicht tut (vgl. Jesu Worte in Matthäus 7,24). Man kann es auch mit Erich Kästner formulieren: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es!“.
Dabei sollte unser Tun immer unserem Herzen entspringen, nie sollten wir etwas tun, nur um unser Herz zu beruhigen.
Was meine ich damit?
Von Beginn der Menschheit an, angefangen bei Adam & Eva, geht es GOTT nicht um unser Tun, das Werk unserer Hände. Er hat den Menschen geschaffen, ein Mann und eine Frau, ein Mensch, als Gegenüber, in Seinem Bilde, um eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm einzugehen. Als Adam in den Apfel biss, war nicht dies der Grund für die Vertreibung aus dem Paradies, sondern dass er seinem Schöpfer nicht vertraut hat. Der Apfel ist also nicht das Problem, die mangelnde Liebe, das Misstrauen ist es. Und so ist es bis heute: Es ist niemals unser Tun, das Werk unserer Hände, das uns aus dem Paradies ausschließt, wir schließen uns selbst durch mangelndes Vertrauen aus dem Paradies aus. Es ist also eine Herzensangelegenheit, eine Frage der Liebe, nicht der Werke.
Nun ist Liebe aber immer aktiv. Die Werke, die wir aus Liebe tun, aus der Liebe zu GOTT heraus und unserem Nächsten, werden uns belohnt und zwar nicht erst im Himmel, im nächsten Leben, sondern heute, im hier und jetzt. Auf der anderen Seite werden alle Werke, die nicht in Liebe gegründet sind, am Jüngsten Tag verbrennen und vergehen, nichts davon werden wir mitnehmen können in das Reich GOTTES.
Herodes hat all dies gehört, von dem, nach Jesus, besten Prediger seiner Zeit, vielleicht aller Zeiten. Tausende haben Johannes zugehört und sind umgekehrt von ihren Wegen, haben Buße getan, was nichts anderes als „Umkehr“ bedeutet und ihr ganze Vertrauen, zu dem sie fähig waren, in ihren GOTT gesetzt.
Nicht so Herodes. Wider besseren Wissens beharrt er auf seinem altem Weg, lebt lieber in Menschenfurcht als in Gottesfurcht. Und so lässt er aus Menschenfurcht den, nach Jesu Worten, größten Propheten hinrichten.
Liebe Freunde, wenn wir nicht in Liebe wandeln, unser bisschen Vertrauen, das wir haben, einzig und allein auf Jesus setzten, dann, ja dann, kann es uns ähnlich wie Herodes ergehen, wir könnten an dem wahren Leben vorbeigehen…
Ich glaube, HERR, ich vertraue Dir, hilf meinem Unglauben, nimm das Misstrauen von mir! Danke!
Ruhe & Wunder (Vers 30-44)

30 Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. 31 Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen. 32 Und sie fuhren in einem Boot an eine einsame Stätte für sich allein. 33 Und man sah sie wegfahren, und viele hörten es und liefen aus allen Städten zu Fuß dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor. 34 Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing eine lange Predigt an. 35 Da nun der Tag fast vergangen war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Stätte ist einsam, und der Tag ist fast vergangen; 36 lass sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich etwas zu essen kaufen. 37 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben? 38 Er aber sprach zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Geht hin und seht nach! Und als sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische. 39 Und er gebot ihnen, dass sich alle lagerten, tischweise, auf das grüne Gras. 40 Und sie setzten sich, in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. 41 Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle. 42 Und sie aßen alle und wurden satt. 43 Und sie sammelten die Brocken auf, zwölf Körbe voll, und von den Fischen. 44 Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer.
Wir wissen aus den anderen Evangelien, dass Jesus Seine Jünger des Öfteren aussandte, zu lehren und zu heilen. Nun kamen sie erschöpft zurück und Jesus verordnet ihnen Ruhe, nicht ohne ihnen vorher aufmerksam zugehört zu haben. Bestimmt hat Er sie bei dieser Gelegenheit auch ermutigt.
Die Not und der Hunger nach dem Wort waren bei der Menge so groß, dass sie Jesus und seinen Jüngern keinen Raum ließen. Jesus hatte Mitleid und grenzenloses Erbarmen mit der Menge und so fing Er an, eine lange Predigt zu halten. Ich denke, Seine Jünger saßen zu seinen Füßen und wurden durch Seine Worte erfrischt. Jesus selbst war aber kein Workaholic, des Öfteren ist Er des morgens ausgebüxt und hat die Zweisamkeit mit Seinem himmlischen Vater gesucht. In dieser Zeit hat Er Kraft für das große Werk, dass vor Ihm lag, getankt.
So auch wir: Lasst uns wie Maria zu Füßen Jesu sitzen und Ihm einfach zuhören, lasst Martha Martha sein, wir können sie pflegen, wenn sie ihren Burn-Out hat… (Lukas 10,38-42).
Wir leben in einer Welt, in der alles auf maximalen Profit ausgerichtet ist, Arbeiter und Angestellte werden verheizt, um auch noch das Letzte aus ihnen herauszuholen. Und aus irgendeinem Grunde spielen wir dieses Spiel mit, aus welchen Gründen auch immer. Brennen wir aber aus und können die geforderte Leistung nicht mehr erbringen, wirft uns die Arbeitswelt gnadenlos auf den Müllhaufen des Lebens. Da sitzen wir nun, ausgepowert und ausgebrannt und machen uns dabei noch selbst Vorwürfe, dass wir die geforderte Leistung nicht gebracht haben.
Wie anders da das Leben mit Jesus, niemals fordert Er Leistung von uns, Sein Wunsch für uns ist – Wachstum. Denn Wachstum ist das Kennzeichen allen Lebens, des wahren Lebens, alles, was nicht wächst, ist tot, auch wenn es noch auf zwei Beinen stehen kann, in dem Fall hat es nur das Umfallen vergessen.
Wachstum gibt es aber nicht ohne Herausforderungen. Die Jünger, die Jesus voller Stolz von ihren Erlebnissen berichtet haben, mussten erst einmal losgehen, hinaus ins Neue, Unbekannte, sich der Herausforderung stellen und dabei nicht zu wissen, was im Einzelnen genau passieren wird.
Es ist einzig und allein der Weg, den wir einschlagen, den wir gehen, der für Jesus von Interesse ist, niemals das Ziel, das Ergebnis, irgendwelche Fehler oder irgendeine Art von Erfolg, wie immer der sich auch bemessen mag. Denn in Jesu Augen ist der erfolgreich, der auf dem Weg ist, sich den Herausforderungen des Lebens stellt und aufsteht und weitergeht, wenn er mal gefallen ist. Denn das ist das wahre Leben: Mit Jesus auf dem Weg zu sein… Dabei hat Er kein Auge für all das, was in unserer modernen Welt so wichtig geworden ist: Leistung, Perfektion, Wohlstand, ein Leben, wie ein langer, ruhiger Fluss…
Nein, das Leben mit Jesus ist immer in Bewegung, voller Wunder und Abenteuer, wie es die Jünger bei der Speisung der Fünftausend erlebt habe. Sie reichten Ihm ihre leeren Hände und Er hat sie gefüllt. Während sie auf dem Weg waren, mit beiden Händen weggaben, was Jesus ihnen gab, wurde es auf wundersame Weise immer mehr, niemand ging hungrig nach Hause.
Voraussetzung für all das ist die feste Gewissheit, dass GOTT, dass Jesus immer gut ist, immer unser Bestes will und uns immer und unter allen Umständen liebt.
Und nicht nur, dass GOTT gut ist, wir, Seine Geschöpfe, sind es auch, Er schaut uns voller Liebe an und stellt fest: „Es ist sehr gut!“ (1. Mose 1,31)
Damit ist aber noch nicht Schluss, denn Jesus gibt unserem Leben Sinn und Zweck, ganz wie der große Apostel Paulus feststellt: Denn was wir sind, ist GOTTES Werk; Er hat uns durch Jesus Christus dazu geschaffen, das zu tun, was gut und richtig ist. GOTT hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen (Epheser 2,10, NGÜ).
Ein gespenstischer Jesus? (Vers 45-52)

45 Und alsbald trieb Er Seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor Ihm hinüberzufahren nach Betsaida, bis Er das Volk gehen ließe. 46 Und als Er sich von ihnen getrennt hatte, ging Er hin auf einen Berg, um zu beten. 47 Und am Abend war das Boot mitten auf dem Meer, und Er war an Land allein. 48 Und Er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern – denn der Wind stand ihnen entgegen –, da kam Er um die vierte Nachtwache zu ihnen und wandelte auf dem Meer und wollte an ihnen vorübergehen. 49 Als sie Ihn aber auf dem Meer wandeln sahen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien; 50 denn sie sahen Ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete Er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, Ich bin’s; fürchtet Euch nicht! 51 Und Er stieg zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen; 52 denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war erstarrt.
Das Volk ist satt und Jesus schickt Seine Jünger schon mal vor, mit dem Boot über den See an das andere Ufer zu fahren. Er selbst entlässt noch die Menge, die bei ihnen ist.
Wie so oft zieht Jesus sich zu einem persönlichen Gespräch mit Seinem himmlischen Vater auf einen Berg zurück, bis Er gegen Abend beobachtet, wie Seine Jünger sich im Boot abplagen.
Die vierte war die letzte der Nachtwachen, in der Zeit zwischen 3.00 und 6.00 Uhr morgens.
Dass Jesus auf dem Meer wandelt, gemeint ist hier der See Genezareth, der auch das Galiläische Meer genannt wird, ist ein weiteres Zeichen Seiner Messianität. Die Juden wussten nur zu gut, dass allein GOTT auf dem Wasser gehen kann (vgl. Hiob 9,8). Und so denken Seine Jünger, Er wäre ein Gespenst. Aber sogleich spricht Er die Worte „Fürchtet Euch nicht!“, die GOTT so oft Seinen Menschenkindern zuspricht. Erkennen wir in Jesus den, der Er ist, und wie sehr Er uns liebt, so bleibt nur wenig Raum für Furcht. Nicht, dass wir vor gar nichts mehr Angst hätten, aber wir können mit dieser Angst anders umgehen, als die Kinder dieser Welt. Denn wir haben einen GOTT, dem nichts unmöglich ist, der fest zu uns und an unserer Seite steht. Dieser Jesus ist immer und allezeit gut und will nur das Beste für uns, denn Seine Liebe für uns übersteigt alles menschliche Verstehen.
Die Jünger aber hatten Jesus noch nicht als Messias erkannt und so kam es, dass sie sich fürchteten. Erst nach dem Tod und der Auferstehung von Jesus würden sie mutige Zeugen für das Evangelium werden, die, genau wie ihre Mitstreiter und jene, die ihnen nachfolgten, selbst den Tod nicht mehr fürchteten und die ganze Welt auf den Kopf stellen sollten, mit der Botschaft vom auferstandenen Christus, dem Messias, dem Retter und Erlöser der Welt.
Erstaunlich ist auch die Tatsache, dass, wie es in Vers 51 heißt, sich der Wind legte in dem Moment, wo Jesus ins Boot stieg. Ich denke, dass wenn wir Jesus in unser Lebensboot holen, die Winde sich vielleicht nicht immer gleich legen, wir aber auch im größten Sturm einen festen Halt haben. Wenn GOTT die Umstände nicht ändert, dann benutzt Er sie, meist, um unsere Einstellung zu ändern.
Warum Jesus aber an Seinen Jüngern im Boot vorübergehen wollte, wie es in Vers 48 heißt, lässt sich wohl nur spekulieren. Die Neue Genfer Übersetzung versucht sich an einer Interpretation, in dem sie dem Text die Worte „es schien als wolle Er an Ihnen vorübergehen“ hinzufügt.
Jeshua heißt der Retter (Vers 53-56)

53 Und als sie hinübergefahren waren ans Land, kamen sie nach Genezareth und legten an. 54 Und als sie aus dem Boot stiegen, erkannten Ihn die Leute alsbald 55 und liefen im ganzen Land umher und fingen an, die Kranken auf Tragen überall dorthin zu bringen, wo sie hörten, dass Er war. 56 Und wo Er in Dörfer, Städte oder Höfe hineinging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten Ihn, dass diese auch nur den Saum Seines Gewandes berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden gesund.
Jesus scheint Freude am Bootfahren zu haben. Wieder einmal überquert Er mit Seinen Jüngern im Boot den See, vom nordöstlich des Sees gelegenen Bethsaida an das westliche Ufer. Die Fahrt verläuft ohne besondere Vorkommnisse, doch ist Jesus bereits so bekannt, dass die Menschen von nah und fern zusammenkommen, um Ihn zu sehen und geheilt zu werden.
Wo Er auch hinkommt, die Menschen bringen zuhauf ihre Kranken zu Jesus.
Mit Seinem Gewand ist der Tallit gemeint, der traditionelle Gebetsschal der Juden. Man sieht ihn noch heute häufig in Israel, vor allem an der Westmauer, bei den betenden Juden. Er wird nur von Männern getragen, Frauen tragen traditionell keinen Tallit.
Der „Saum“ ist eine etwas schlechte Übersetzung. Gemeint sind hier die Quasten oder Schaufäden des Tallit, hebräisch „Zizit“ genannt. Die Zizijot gehen auf ein Gebot aus 4. Mose 15,37-41 zurück, waren in einem besonderen Blau gefärbt und sollten die Kinder Israel an die Gebote des HERRN erinnern.
Alle, die die Zizijot berührten, wurden gesund. Das griechische Wort, dass hier mit „gesund“ übersetzt wird, bedeutet auch „gerettet“, es wird je nach Textzusammenhang mal so und mal so übersetzt. Gesund oder gerettet bedeutet aber auf jeden Fall vollständig, oder, wie wir heute sagen würden: Ganzheitlich. Es betrifft nicht nur den Körper, sondern auch Seele und Geist.
Jesus, hebräisch: Jeshua, und damit auch der eingedeutschte Name Josua oder das englische Joshua, bedeutet: Der Retter. Schon auf den ersten Seiten des Alten Testaments wurde ein Retter angekündigt, diese Verheißung zieht sich durch die gesamte hebräische Bibel und dieser Retter wurde von den Juden seither sehnsüchtig erwartet. Mit Jesus ist Er gekommen, und da Er auch ganz GOTT ist, ist er eben nicht wie alle Propheten gestorben, sondern wieder von den Toten auferstanden. Er ist also heute noch genau so lebendig, wie Er es vor 2.000 Jahren war.
Und so heilt und rettet Er auch heute noch, unzählige Menschen aus allen Epochen können dies bezeugen.
Allerdings ist Heilung oft ein Prozess, nicht selten mit Schmerzen verbunden. Denn unsere Wunden und Verletzungen, vor allem die der Seele, sind häufig eitrig, jede Berührung tut weh. Nun muss aber Jesus unsere Wunden berühren, um sie zu reinigen, zu verbinden und zu heilen.
Dabei muss man beachten, dass es zwei Sorten von Schmerz gibt. Paulus drückt dies in 2. Korinther 7,10 so aus: Denn ein Schmerz, wie GOTT ihn haben will, bringt eine Umkehr hervor, die zur Rettung führt und die man nie bereut. Der Schmerz hingegen, den die Welt empfindet, bewirkt den Tod (NGÜ).
Es gibt also einen Schmerz, der uns Rettung oder Heilung bringt (wieder das gleiche Wort) und einen Schmerz, der zum Tod führt. Wir sollten uns hüten, beide in einen Topf zu werfen. Der Schmerz, wie GOTT ihn haben will, bewirkt unsere Heilung, aber nur, wenn wir uns ihm stellen. Laufen wir vor ihm davon, werden wir auch nicht heil. Vor dem Schmerz der Welt sollen wir dagegen fliehen, denn er bewirkt den Tod.
Aber was ist denn nun der Schmerz der Welt?
Es ist der Schmerz, den wir uns mit all‘ unseren Gedanken, Worten und Taten, die außerhalb von GOTTES Willen liegen, selbst zufügen. Es ist der Schmerz des Neides, der Eifersucht, des Misstrauens, der Scham, unserer Lieblosigkeit und noch so vieler anderer Dinge, die ungut sind, uns selbst und unseren Nächsten schaden…